Station 1: Erstes Nürnberger Planetarium

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Lage: Rathenauplatz

Am 12. Februar 1925 wurde der Kauf des Planetariums in Nürnberg besiegelt. 150.000 Reichsmark kostete der Projektor Zeiss Modell II in der 23-Meter-Kuppel des Planetariums, dessen feierliche Eröffnung am 10. April 1927 stattfand. Es stand im eingeebneten Stadtgraben nahe dem Wöhrder Tor und hatte die postalische Adresse Rathenauplatz 1a. Aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse erfolgte die Fundamentierung auf Pfählen. Im ersten Betriebsjahr verzeichnete die Statistik 55000 Besucher in 810 Veranstaltungen. Die beiden Leiter Hans Gehne (Amtsperiode 1927-1929) und Dr. Wilhelm Hartmann (1929-1934) hatten jedoch nur wenig Glück mit dem Betrieb des Planetariums. Aufgrund überschrittener Baukosten war es von Anfang an zum Zankapfel im Stadtrat geworden. Im November 1933 wurde in einer Sitzung des Stadtrats einstimmig beschlossen, das Planetarium zum 1. Dezember 1933 zu schließen. Mangelndes Interesse der Bevölkerung, auch bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise, hatte für unaufhaltsam sinkende Besucherzahlen gesorgt. Sogar Direktor Hartmann selbst sprach sich in einer schriftlichen – und nicht ganz freiwilligen – Stellungnahme vom 25. November 1933 "schweren Herzens" dafür aus, "das Planetarium sofort und ganz zu schließen und die vorhandenen Arbeitskräfte nutzbringenderer Tätigkeit zuzuführen." Zunächst war geplant, das Planetarium durch entsprechende Anbauten in ein Bibliotheksgebäude für die Stadtbücherei zu erweitern. Die Verwendung des Kuppelraums als Lesesaal wurde dabei als eine äußerst zweckmäßige Lösung betrachtet. Der Planetariumsprojektor wurde abmontiert und eingelagert. Der Plan, zu einem späteren Zeitpunkt das Planetarium auf dem Rechenberg in einer kleineren und günstigeren Ausführung neu aufzubauen und der dortigen Sternwarte anzugliedern, wurde zwar noch eine Zeit lang verfolgt, dann aber doch wieder ad acta gelegt. Der ideologische Wahn der Nationalsozialisten gab dem Nürnberger Planetarium schließlich den Rest. Mitte 1934 wurde es auf Anweisung von Gauleiter Julius Streicher wegen seines angeblich zu "synagogenähnlichen" Baustils abgerissen.

 

 

An der Umspannanlage der N-ERGIE am Rathenauplatz befindet sich eine Gedenktafel für das erste Nürnberger Planetarium.